Musik unserer Zeit

23.3.22

Von Moritz Weber

SRF

Der composer performer Neo Hülcker hatte schon als Kind ein Flair für die ganz feinen Klänge: Mit einem Kassettenrecorder bastelte er* kleine Hörspiele. Später produzierte Hülcker ASMR-Stücke und entwickelte auch performative Tableaus aus flüsterleisen Geräuschen.
Dabei interessiert Hülcker etwa, wie Sprech- oder Hörprozesse funktionieren: wie die Stimme einen Klang produziert oder ab wann das Hören zum Fühlen wird. Letzteres macht er* in der 1:1 Performance «ear action» (2016) erlebbar.

Mit teils urkomischem, teils irritierendem und oft subversivem Humor bricht Neo Hülcker Konventionen und bringt scheinbar stabile Denk- und Wahrnehmungsnormen ins Wanken.

Hülckers «Konzert für Stimme im Stimmbruch» (2018) - das einzige dieser Art - performte er* im Alter von 31 Jahren selbst, reflektierte diese besondere und flüchtige Lebensphase künstlerisch und verewigte seine* Stimmveränderung in einer abendfüllenden Performance.

Im sehr persönlichen, traumartigen «Selbstporträt mit Hund» (2020) tauchen wichtige Elemente aus Neo Hülckers Leben auf oder solche, die ihn* inspirieren: Die Seefahrt, sein ausgestopfter, queerer Hund Archi, Florence Foster Jenkins und «Erika aus Amerika», ein Mensch mit vier Brüsten.
Redaktion: Moritz Weber

 

Foto: Gerhard Kühne

Das Ende des Normativen
Neo Hülckers subversive Musik-Performances
Von Rilo Chmielorz

Deutschlandfunk Kultur

22.6.21
Sprecher*innen: Rilo Chmielorz, Robert Meller

Musik ist für den performativen Komponisten Neo Hülcker anthropologische Untersuchung in alltäglichen Lebenslagen. Hier gibt es keine unverrückbaren Zuschreibungen und Grenzen, alles ist in Bewegung und bei ihm per se queer.

 

Bei den Solo-Stücken richtet Neo Hülcker den anthropologischen Blick auf sich selbst – nicht ohne Selbstironie und tiefen Humor. Dann wird es grotesk-queer-subversiv und Sparringspartner Archi, ein ausgestopfter Hund, läutet via telepathischer Kommunikation das Ende des Normativen ein.

 

Musik kann alles sein: das Aufzeichnen des täglichen Datums, die Veränderungen im eigenen Stimmbruch, wenn man gerade auf Testosteron ist, genauso wie die Geräusche von „Unboxing“ in einem online-Musiktheater mit Teleshopping oder ASMR-Sounds. Mit seiner kompromisslosen ästhetischen Offenheit richtet Neo Hülcker stets den Blick und das Ohr auf sein musikalisch-soziales Gegenüber. Alles ist ihm willkommen, denn er versucht bei allem seine Erfahrungen zu thematisieren. Alltägliches, selbst wenn es peinlich oder banal ist, wird zum musikalischen Ereignis.
Rilo Chmielorz hat den Künstler begleitet: in performativen, musikalischen Lebenslagen wie (u.a.) Ear Action, Tage, Dress Up und ins Musikgeschäft mit Teleshopping.

Klangqualität elektronischer Musik

WDR 3 Studio Neue Musik

Sendung von Jim Igor Kallenberg

06.02.2022, 23.03 - 24.00 Uhr | WDR 3

 

Hochauflösende Klänge und trashige Reduktionen der Klangqualität stehen der zeitgenössischen Musik im Umgang mit Elektronik heute gleichermaßen zur Verfügung. Sie sind keine rein technischen Bezeichnungen, sondern tragen auch musikalische Bedeutung.
In ersten Teil unserer kleinen Serie "Lo-Fi und Hi-Res" geht es um elektronische Musik, die ihre ‚heroische Phase' hinter sich hat. Und auch Techno ist bereits musealisiert. Übrig bleibt ein unmessbarer Fortschritt elektronischer Erzeugung, Aufzeichnung und Wiedergabe von Klängen sowie die Potentiale des Umgangs mit diesen Mitteln. Hohe und niedrige Fidelität zeugen von einer "Treue", die verschiedentliche Widmungen erhält: in Werken von Rojin Sharafi, Martin Schüttler, Julia Mihály, Philipp Krebs, Klaus Lang und Neo Hülcker.

Inszenierte Identitäten

SWR2 JetztMusik
Sendung von Julia Mihály

Mit: Neo Hülcker, Christian Grüny, Jennifer Walshe & Laurie Anderson

26.10.2020 SWR2

 

"Echtheit, Ursprünglichkeit, Unmittelbarkeit: Der Begriff der „Authentizität" hat ein weites Bedeutungsfeld. Er kann sich auf das Agieren im täglichen Leben ebenso beziehen wie auf virtuelle Realitäten oder performative Situationen. Als zentrale Frage erscheint dabei, ob Authentizität letztlich nicht immer ein Konstrukt ist? In der überschaubaren Szene der Neuen Musik kommt diese Überlegung besonders dann zum Tragen, wenn Komponist*in und Performer*in eine Personalunion eingehen. Sobald das eigene Selbst künstlerisch verhandelt wird, werden die Grenzen zwischen Realperson und Kunstfigur verwischt."

Composer/Performer: Die Personalunion von Schöpfer und Interpret bei Neele Hülcker

SWR2 JetztMusik
Sendung von Leonie Reinecke
25.1.2016 23:03 SWR2

 

"Die Trennung von Schöpfer und Interpret ist eine der selbstverständlichsten Eigenheiten der abendländischen Musikkultur; und dennoch scheint sie manchen Kunstschaffenden fern zu liegen: Die Komponistin Neele Hülcker (*1987) verzichtet in vielen ihrer Stücke auf ein "Splitting" der musikalischen Arbeit und tritt stattdessen selbst als Performerin in Erscheinung. Gezielt begibt sie sich in konfrontative, zuweilen auch unangenehme Situationen und beschäftigt sich mit Fragen von Selbstbeobachtung, Selbstwahrnehmung, Selbstoffenbarung und Selbstinszenierung. Ihre Kompositionen - ob instrumental, elektroakustisch, multimedial oder theatral - bewegen sich dabei häufig oft in der Grauzone zwischen künstlerischem Artefakt und offener Recherche."

(http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/jetztmusik/swr2-jetztmusik-composer-performer-die-personalunion-von-schoepfer-und-interpret-bei-neele-huelcker/-/id=659442/did=16631648/nid=659442/15hd83u/index.html)

Die Komponistin Neele Hülcker

rbb

Sendung von Ulrike Klobes

30.11.2015

Sendung von Malte Kobel. Berlin Community radio.

Über meine ASMR-Arbeiten

Nov 2015

Sendung "ICH-sagen"  von Hannes Seidl.

Über die Motivation von Komponistinnen und Komponisten, zu schreiben,1.12.2015 0:05 Deutschlandradio Kultur

 

u.a. über mein Stück "copy myself"